Im Laufe meiner Karriere als Kommunikationsberater habe ich gelernt dass aktives Zuhören eines der wichtigsten Werkzeuge ist um starke Beziehungen aufzubauen und effektive Kommunikation zu gewährleisten.
Es geht nicht nur darum die Worte unseres Gegenübers zu hören sondern wirklich zu verstehen was sie uns sagen wollen – ihre Emotionen ihre Absichten und ihre Perspektiven.
Oftmals stolpern wir in Gesprächen über uns selbst und unsere eigenen Gedanken anstatt uns wirklich auf den anderen Menschen einzulassen.
Wir denken über unsere Antwort nach planen unsere nächsten Argumente oder lassen uns von unseren eigenen Sorgen ablenken.
So verpassen wir aber die feinen Nuancen die in der Körpersprache und der Tonlage unseres Gegenübers stecken und uns tiefe Einblicke in ihre Gedankenwelt geben können.
6 Formulierungen für aktives Zuhören
Um diese Fallen zu vermeiden und wirklich präsent im Gespräch zu sein habe ich einige Formulierungen für mich entdeckt die mir helfen aktiv zuzuhören und dem anderen zu signalisieren dass ich mich wirklich für seine Worte interessiere.
1. “Kannst du das bitte genauer erläutern?”
Diese Frage ist besonders wertvoll wenn wir uns nicht sicher sind ob wir etwas richtig verstanden haben.
Sie gibt uns die Möglichkeit den anderen zu bitten bestimmte Punkte zu verdeutlichen und uns zu vergewissern dass wir auf der gleichen Wellenlänge sind.
Manchmal ist es so dass wir Dinge auf unsere eigene Art interpretieren ohne uns bewusst zu sein dass unsere Interpretation vielleicht nicht mit der Intention des Sprechers übereinstimmt.
Indem wir um eine Erklärung bitten zeigen wir dem Gegenüber dass wir seine Meinung wertschätzen und dass es uns wirklich wichtig ist ihn richtig zu verstehen.
Beispiele:
- “Ich verstehe dass du mit der neuen Marketingstrategie nicht zufrieden bist. Kannst du das bitte genauer erläutern welche Punkte dir besonders missfallen?”
- “Du sagst dass du dich im Team nicht ausreichend wertgeschätzt fühlst. Kannst du mir ein konkretes Beispiel dafür nennen?”
2. “Das klingt als würdest du dich fühlen.”
Diese Formulierung ermöglicht es uns das Gefühl das unser Gegenüber wahrscheinlich empfindet zu benennen und zu spiegeln.
So zeigen wir dass wir seine Emotionen wahrnehmen und versuchen sie zu verstehen.
Hierbei ist es wichtig dass wir uns nicht in die Rolle des Therapeuten versetzen und dem anderen nicht ungefragt “erklären” wie er sich fühlt.
Es geht eher darum ein Gefühl der Empathie und des Verständnisses zu vermitteln.
Beispiele:
- “Das klingt als würdest du dich ziemlich frustriert fühlen weil die Projektdeadline so kurzfristig verschoben wurde.”
- “Du sagst dass du dich nicht wohlfühlst in der neuen Arbeitsumgebung. Das klingt als würdest du dich vielleicht etwas unsicher oder verloren fühlen.”
3. “Kannst du mir mehr darüber erzählen?”
Diese Frage ist eine offene Einladung dem anderen die Möglichkeit zu geben seine Gedanken und Gefühle weiter auszuformulieren.
Sie zeigt dass wir wirklich interessiert sind mehr über seine Sichtweise zu erfahren und nicht einfach nur an einer schnellen Lösung oder einem schnellen Urteil interessiert sind.
Beispiele:
- “Du hast gesagt dass du diese neue Software sehr benutzerfreundlich findest. Kannst du mir mehr darüber erzählen was dir besonders gut gefällt?”
- “Du sprichst davon dass du Schwierigkeiten hast dich zu motivieren. Kannst du mir mehr darüber erzählen woran das deiner Meinung nach liegt?”
4. “Ich habe bemerkt dass du .”
Mit dieser Formulierung können wir auf die nonverbale Kommunikation unseres Gegenübers eingehen.
So zeigen wir dass wir nicht nur auf seine Worte achten sondern auch auf seine Körpersprache und seine Gesichtsausdrücke.
Beispiele:
- “Ich habe bemerkt dass du die Augenbrauen runzelst wenn du über die neue Marketingstrategie sprichst. Gibt es da etwas das dir besonders Sorgen macht?”
- “Ich habe bemerkt dass du lächelst wenn du über deine neue Aufgabe sprichst. Das klingt als würdest du dich sehr darauf freuen.”
5. “Wenn ich dich richtig verstanden habe sagst du….”
Diese Formulierung ist besonders hilfreich um zusammenzufassen was wir bisher gehört haben und zu überprüfen ob wir alles richtig verstanden haben.
So können wir Missverständnisse frühzeitig aufdecken und verhindern dass sich das Gespräch in die falsche Richtung entwickelt.
Beispiele:
- “Wenn ich dich richtig verstanden habe sagst du dass du die neue Software lieber auf deinem Laptop als auf deinem Smartphone nutzt weil du die Benutzeroberfläche dort übersichtlicher findest.”
- “Wenn ich dich richtig verstanden habe sagst du dass du dir mehr Feedback zu deiner Arbeit wünschst um deine Stärken und Schwächen besser einschätzen zu können.”
6. “Ich verstehe dass du sehr belastend findest.”
Diese Formulierung dient dazu dem anderen zu vermitteln dass wir seine Situation und seine Gefühle nachvollziehen können.
Sie bietet ihm gleichzeitig einen Raum um seine Emotionen zu verarbeiten und zu fühlen dass er verstanden wird.
Beispiele:
- “Ich verstehe dass du die ständigen Terminänderungen sehr belastend findest und dass du dadurch Schwierigkeiten hast deine Arbeit zu planen.”
- “Ich verstehe dass du es sehr schwierig findest dich von diesem Projekt zu trennen obwohl du eigentlich keine Zeit mehr dafür hast.”
Aktives Zuhören in der Praxis
Aktives Zuhören ist eine Fähigkeit die man mit Übung und Aufmerksamkeit entwickeln kann.
Es ist wichtig sich bewusst zu sein welche Signale unser Gegenüber sendet – sowohl verbal als auch nonverbal.
Hier sind ein paar Tipps um aktiv zuzuhören:
- Stelle Augenkontakt her: Ein direkter Blickkontakt signalisiert dem anderen dass wir ihm unsere volle Aufmerksamkeit schenken.
- Achte auf die Körpersprache: Körpersprache verrät viel über die Gefühle und Absichten unseres Gegenübers.
- Nimm dir Zeit zum Nachdenken: Bevor wir antworten nehmen wir uns einen Moment Zeit um das Gesagte zu verarbeiten und zu verstehen.
- Frage nach wenn du etwas nicht verstanden hast: Es ist besser eine Frage zu stellen als mit einem Missverständnis weiterzumachen.
- Zeige Empathie: Versuche dich in die Lage deines Gegenübers zu versetzen und seine Perspektive zu verstehen.
- Vermeide Ablenkungen: Schalte dein Handy aus und konzentriere dich auf das Gespräch.
Die Vorteile von aktivem Zuhören
Aktives Zuhören hat viele positive Auswirkungen:
- Verbesserte Kommunikation: Aktives Zuhören fördert ein tiefes Verständnis und eine klare Kommunikation zwischen den Gesprächspartnern.
- Stärkere Beziehungen: Wenn wir zeigen dass wir aufmerksam zuhören und uns für die Meinung des anderen interessieren bauen wir Vertrauen und fördern eine positive Beziehung.
- Bessere Problemlösungen: Wenn wir die Perspektive des anderen verstehen können wir gemeinsam effektivere Lösungen finden.
- Weniger Konflikte: Missverständnisse sind eine häufige Ursache für Konflikte. Durch aktives Zuhören können wir diese Missverständnisse vermeiden und so zu einem harmonischen Miteinander beitragen.
- Persönliches Wachstum: Aktives Zuhören hilft uns unsere eigene Kommunikation zu verbessern und empathischer zu werden.
Aktives Zuhören ist also nicht nur eine Frage der Höflichkeit sondern eine wichtige Fähigkeit die uns in allen Lebensbereichen weiterbringt.